Beim 10. Hamburger Symposium Persönlichkeitsstörungen wurden am 7. September 2013 der „Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen“ und die „Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen“ verliehen. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 15.000,- € wird jährlich von den Asklepios Kliniken Hamburg GmbH gestiftet und von der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs) vergeben.

Die Preisträger 2013

Gruppenbild der Preisträger 2013

Von links: Dr. Katja Bertsch, Prof. Dr. med. Stephan Doering, Dipl.-Psych. Jutta Stoffers, Prof. Dr. med. Claas-Hinrich Lammers (Asklepios Kliniken Hamburg GmbH), Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Lieb, Dr. med. Birger Dulz (Präsident GePs e.V.)

Die Verleihung der Auszeichnungen erfolgt für wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Persönlichkeitsstörungen, die den Schwerpunkt auf den klinischen Bezug der Untersuchung legen. Die Preisjury bestand aus Prof. Dr. Stephan Doering (Juryvorsitzender), Prof. Dr. Anna Buchheim, Prof. Dr. Sven Olaf Hoffmann und Dr. Birger Dulz (Präsident der GePs).


Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2013

Ausgezeichnet wurde Frau Dipl.-Psych. Dr. Katja Bertsch aus der Klinik für Allgemeine Psychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg für ihre Präsentation mit dem Titel Oxytocin reduziert die Hypersensitivität für soziale Bedrohungen bei Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Oxytocin reduziert die Hypersensitivität für soziale Bedrohungen bei Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung

Frau Dr. Bertsch untersuchte in einer kontrollierten Studie 40 Borderline-Patientinnen und 41 gesunde Frauen, die vor dem Lösen einer Emotionserkennungsaufgabe während einer funktionellen Magnetresonanztomographie Oxytocin oder ein Plazebo erhielten. Beobachtet wurden die primären Blickbewegungen der Frauen, die bei Borderline-Patientinnen, die Ärger-Gesichter betrachteten, schneller zu den ärgerlichen Augen wanderte als bei gesunden Frauen. Die Oxytocingabe normalisierte sowohl die Geschwindigkeit der Augenbewegungen als auch die begleitende Amygdalaaktivität. Die Autorin interpretierte ihre Ergebnisse dahingehend, dass Oxytocin die Bedrohungssensitivität von Borderline-Patientinnen in der Frühphase der Informationsverarbeitung zu senken vermag. Kritisch diskutiert wurde die zukünftige Möglichkeit einer therapeutischen Gabe von Oxytocin bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung. Frau Dr. Bertsch erhält mit der „Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2013“ die Chance zu einem Aufenthalt in einer internationalen Forschungseinrichtung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen.

Weitere Nominierte

Im Jahr 2013 wurden sechs junge Forscherinnen aus Deutschland und Österreich zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse nach Hamburg eingeladen. Die Themen der Studien reichten von der Aufmerksamkeitsprozessen bei Borderline- und psychopathischen Patienten bis zur Unterscheidung verschiedener Schamaspekte bei psychischen Störungen. Es wurden Daten zum Zusammenhang von latenten Klassen der Persönlichkeitsstörungen und Therapieverläufen vorgestellt, und zwei Präsentationen befassten sich mit dem „Bindungshormon“ Oxytocin bei Borderline-Patienten. Die Vorträge der sechs Fellowship-Bewerberinnen waren durchgängig auf einem außerordentlich hohen Niveau, so dass es die Jury ohne weiteres mehrere Preise hätte vergeben können.

Die mit 5.000,- € dotierte „Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen“ wird zweckgebunden für einen Aufenthalt in einer international renommierten Forschungseinrichtung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen vergeben. Frühere Preisträgerinnen waren bei Prof. Otto F. Kernberg am Personality Disorders Institute der Cornell University New York sowie bei Prof. Mary C. Zanarini am McLean Hospital in Belmont, das der Harvard University in Boston assoziiert ist, zu Gast und haben wichtige Impulse für ihre eigene Forschung mit nach Hause gebracht.


Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2013

Der „Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2013“ ging an Frau Dipl.-Psych. Jutta Stoffers und Herrn Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. Sie wurden für ihren Cochrane-Review mit dem Titel Psychological therapies for people with borderline personality disorder ausgezeichnet.

Psychological therapies for people with borderline personality disorder

Stoffers, Lieb und ihre Co-Autoren haben in ihrer außerordentlich gründlichen, 188 Seiten starken Arbeit nicht nur pauschal die „Wirksamkeit“ verschiedener Psychotherapieansätze für die Borderline-Störung beurteilt, sondern sehr genau die Qualität der Studien erfasst und anschließend für jeden Outcome-Bereich separat die Wirksamkeit beschrieben. Herausgekommen ist ein komplexes Bild, das deutlich macht, dass beileibe nicht für jeden der (zum Teil sehr populären) Therapieansätze nachgewiesen ist, dass dieser auf alle wesentlichen Zielparameter wirkt. Im Gegenteil: Der Review legt die Überlegung nahe, dass die verschiedenen Ansätze durchaus ihr je eigenes Wirkspektrum haben könnten. Stoffers und Lieb kommen zu dem Schluss, dass die „big four“ der Borderline-Therapie, nämliche die Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT), die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP), die Mentalisierungs-basierte Therapie (MBT) und die Schematherapie allesamt Wirksamkeitsnachweise geliefert haben.

In einem Vortrag stellten die Preisträger, Frau Dipl.-Psych. Jutta Stoffers und Herr Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb ihre Arbeit vor und nahmen das Preisgeld in Form eines Schecks über 10.000,- € von Prof. Dr. Claas-Hinrich Lammers, dem Ärztlichen Direktor der Hamburger Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll, entgegen. Das Preisgeld ist für weitere Forschungsprojekte im Bereich der Persönlichkeitsstörungen vorgesehen.