Beim 11. Hamburger Symposium Persönlichkeitsstörungen wurden am 6. September 2014 der Hamburger Preis und die Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen verliehen. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 15.000 € wird jährlich von den Asklepios Kliniken Hamburg GmbH gestiftet und von der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs) vergeben.

Die Preisträger 2014

Gruppenbild der Preisträger 2014

Die Verleihung der Auszeichnungen erfolgt für wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Persönlichkeitsstörungen, die den Schwerpunkt auf den klinischen Bezug der Untersuchung legen. Von links: Dr. Simone Salzer, Prof. Dr. Claas-Hinrich Lammers, Dipl.-Psych. Simone Matulis, Dr. Lilian Konicar, Dr. med. Birger Dulz, Prof. Dr. Stephan Doering. (Foto: GePs)


Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2014

Die Vorträge der Fellowship Bewerberinnen waren wie schon im vergangenen Jahr auf einem außerordentlich hohen Niveau, wobei in diesem Jahr die besondere Situation eingetreten ist, dass die Jury zwei Präsentationen gleichermaßen favorisierte und sich außer Stande sah, sich für bzw. gegen eine der beiden Bewerberinnen zu entscheiden. Aus diesem Grund wurde zum ersten Mal beschlossen, die Fellowship zweimal zu vergeben, das zusätzliche Preisgeld von weiteren 5.000 € wurde von der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeits­störungen (GePs) zur Verfügung gestellt.

Eine Fellowship ging an Frau Dipl.-Psych. Simone Matulis aus der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie des Instituts für Psychologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ihre Präsentation trug den Titel „Entwicklungsangepasste Kognitive Verhaltenstherapie für Jugendliche mit PTBS nach sexualisierter oder physischer Gewalt – Eine Pilotstudie“. In dieser proof-of-principle Studie wurden 12 Jugendliche mit PTBS und zum Teil auch Borderline-Symptomatik innerhalb von vier bis fünf Monaten in 30–36 Sitzungen behandelt. Die Intervention brachte signifikante Effekte mit großen bis sehr großen Effektstärken hinsichtlich der PTBS- und ebenso der Borderline-Symptomatik.

Die zweite Fellowship ging an Frau Dipl.-Psych. Dr. Simone Salzer aus der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen. Ihre Arbeit „Frühzeitige Intervention bei der Borderline Persönlichkeitsstörung: Psychodynamische Therapie für Adoleszente“ fokussiert eine Teilstichprobe von Adoleszenten mit der Diagnose einer Borderline Persönlichkeitsstörung aus einer großen randomisiert-kontrollierten Studie (Salzer et al. 2014). Diese 28 Jugendlichen wurden ca. 30 Wochen stationär mit der Psychoanalytisch-interaktionellen Methode behandelt, es zeigten sich signifikante Verbesserungen in den Bereichen der Borderline-Symptomatik, der interpersonellen Probleme, allgemeiner Psychopathologie und des psychosozialen Funktionierens.

Beide Therapiestudien überprüfen erstmals neu entwickelte Behandlungsansätze für Adoleszente mit Borderline Störungen und tragen damit relevant zu einer Verbesserung der Versorgung dieser großen und wichtigen Patientengruppe bei. Die Preisträgerinnen erhalten mit der Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2014 die Chance zu einem Aufenthalt in einer internationalen Forschungseinrichtung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen.


Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2014

Der Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2014 ging an Frau Mag. Dr. Lilian Konicar, Psychologin am Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Sie wurde für ihre Arbeit „Brain self-regulation in criminal psychopaths“ ausgezeichnet.

In ihrer Studie erhielten 14 männliche psychopathische Gewalttäter aus forensischen Kliniken ein SCP-Neuro-feedback-Training über 25 Sitzungen. SCP steht für slow cortical potentials, diese Potenziale werden mit einer Elektroencephalografie (EEG) abgeleitet und via Neurofeedback erhält der Patient unmittelbar über einen Computer-Bildschirm eine Rückmeldung über seine Hirnaktivität. In dieser Studie wurden speziell Hirnaktivi-täten in fronto-zentralen Bereichen erfasst, da bekannt ist, dass diese Bereiche unter anderem für die Impulskontrolle verantwortlich sind, und bei antisozialen und psychopathischen Persönlichkeiten defizient sind. Die Patienten lernten durch das Neurofeedback ihre Aktivität in diesen Hirnarealen zu modulieren. Parallel dazu wurden testpsychologisch bzw. experimentell Aggressivität und Impulsivität gemessen. Die Er-gebnisse zeigten, dass die Patienten lernen konnten, ihre SPCs im fronto-zentralen Bereich zu kontrollieren während gleichzeitig ihre Aggressivität und Impulsivität abnahmen. Zwar kann noch keine Aussage darüber gemacht werden, ob diese messbaren Verhaltensänderungen auch unter real-life-Bedingungen zu einer Reduktion delinquenten Verhaltens führen, die Arbeit eröffnet jedoch einen vielversprechenden Ansatz für weitere Therapiestudien.