Beim 13. Hamburger Symposium Persönlichkeitsstörungen wurden am 3. September 2016 der Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen und die Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen verliehen. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 15.000,- € wird jährlich von den Asklepios Kliniken Hamburg GmbH gestiftet und von der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs) vergeben.
Die Preisträger 2016
Von links: Prof. Dr. Stephan Doering (Vorsitzender der Jury), Dr. Alexandra Sebastian (ausgezeichnet mit der Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2016), Dr. Birger Dulz (Präsident der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen, GePs e.V.), PD Dr. Ueli Kramer (ausgezeichnet mit dem Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2016) und Prof. Dr. Claas-Hinrich Lammers (Direktor des Asklepios Klinikums Nord). (Foto: GePs)
Die Preisjury
Die Verleihung der Auszeichnungen erfolgt für wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Persönlichkeitsstörungen, die den Schwerpunkt auf den klinischen Bezug der Untersuchung legen. Die Preisjury bestand aus Prof. Dr. Stephan Doering (Juryvorsitzender), Prof. Dr. Anna Buchheim, Prof. Dr. Sven Olaf Hoffmann und Dr. Birger Dulz (Präsident der GePs), sowie beratend Prof. Dr. Claas-Hinrich Lammers (für die Asklepios Kliniken Hamburg GmbH).
Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2016
Die mit 5.000,- € dotierte Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen wird zweckgebunden für einen Aufenthalt in einer international renommierten Forschungseinrichtung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen vergeben. Frühere Preisträgerinnen waren bei Prof. Otto F. Kernberg am Personality Disorders Institute der Cornell University New York sowie bei Prof. Mary C. Zanarini am McLean Hospital in Belmont, das der Harvard University in Boston assoziiert ist, zu Gast und haben wichtige Impulse für ihre eigene Forschung mit nach Hause gebracht.
Im Jahr 2016 wurden sechs junge Forscherinnen und Forscher aus Deutschland und der Schweiz zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse nach Hamburg eingeladen. Die Themen der Studien reichten von der Verarbeitung sozialer Rückmeldungen sowie Reaktionsinhibition bei Borderline Patientinnen über die neue Persönlichkeitsfunktionsdiagnostik des DSM-5 bis hin zu Psychotherapieforschungsstudien. Letztere fokussierten komorbide Persönlichkeitsstörungen in der EMDR-Behandlung der PTSD, neuronale Veränderungen nach DBT und ein Training für Mütter mit Borderline Persönlichkeitsstörung.
Die Vorträge der sechs Fellowship-Bewerberinnen waren kompetent und anspruchsvoll, eine Bewerberin überzeugte die Jury jedoch besonders, sowohl durch ihre souveräne Präsentation und Diskussion, als auch durch ihre hochwertige wissenschaftliche Arbeit. Obwohl ihre Arbeit nicht primär klinisch ausgerichtet ist, haben diese Qualitäten die Jury am meisten überzeugt. Frau Dr. Alexandra Sebastian ist Psychologin und forscht an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Mainz. In ihrer Arbeit mit dem Titel Frauen mit Borderline Persönlichkeitsstörung zeigen keine Unterschiede im neuronalen Netzwerk der Reaktionsinhibition konnte Frau Dr. Sebastian mit einem komplexen fMRT-Design zeigen, dass bei Borderline Patientinnen nicht primär die Reaktionsinhibition gestört ist, sondern dass diese Störung erst im Zusammenwirken mit starken Affekten auftritt. Sie schließt daraus, dass die Emotionsdysregulation bei der Borderline Persönlichkeitsstörung der Reaktionsdisinhibition vorausgeht. Für die klinische Arbeit mit Borderline Patientinnen bedeutet dies, dass es möglicherweise weniger sinnvoll ist, nur an Kontrollprozessen zu arbeiten, sondern stattdessen die Arbeit an den Affekten und den auslösenden sozialen Situationen zielführender sein dürfte.
Frau Dr. Sebastian erhält mit der Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2016 die Chance zu einem Aufenthalt in einer internationalen Forschungseinrichtung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen.
Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2016
Der Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2016 ging an Herrn PD Dr. Ueli Kramer, Psychologe am Institut Universitaire de Psychothérapie der Psychiatrischen Universitätsklinik in Lausanne. Er wurde für seine Arbeit Emotional Processing, Interaction Process, and Outcome in Clarification-Oriented Psychotherapy for Personality Disorders: A Process-Outcome Analysis ausgezeichnet.
In seiner-Prozess-Outcome Studie, die in Bochum durchgeführt wurde, behandelte das Team um PD Dr. Kramer 39 persönlichkeitsgestörte Patienten mit Klärungsorientierter Psychotherapie nach Rainer Sachse. Prozess-Variablen als Prädiktoren für den Therapie-Outcome wurden in der 25. Stunde erhoben, wobei sich zeigte, dass sowohl die Qualität der therapeutischen Beziehung als auch die Emotionsverarbeitung der Patienten den Therapie-Outcome vorhersagten. Eine besondere Rolle spielten dabei „rejectig anger“ und „self-compassion“ auf Seiten des Patienten, das heißt allgemeiner ausgedrückt, die Fähigkeit, bestimmte negative Affekte wahrnehmen und ausdrücken zu können und dabei ein gewisses Maß an Selbstfürsorge zu entwickeln.
In einem Vortrag stellte der Preisträger, Herr PD. Dr. Ueli Kramer, seine Arbeit vor und nahm das Preisgeld in Form eines Schecks über 10.000,- € von Prof. Dr. Claas-Hinrich Lammers, dem Ärztlichen Direktor der Hamburger Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll, entgegen. Das Preisgeld ist für weitere Forschungsprojekte im Bereich der Persönlichkeitsstörungen vorgesehen.