Beim 15. Hamburger Symposium Persönlichkeitsstörungen wurden am 08. September 2018 der Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen und die Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen verliehen.

Die Preisträger

Von links: Prof. Dr. Stephan Doering (Vorsitzender der Jury), Dr. Jana Volkert, ausgezeichnet mit der Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2018, Dr. Birger Dulz (Präsident der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen, GePs e.V.), Dr. Christian Paret, ausgezeichnet mit der Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2018, Dr. rer. nat. Michael Schönenberg, ausgezeichnet mit dem Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2018. (Foto: GePs)

Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2018

Im Jahr 2018 wurden vier junge Forscherinnen und Forscher aus Deutschland zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse nach Hamburg eingeladen. Die Themen der Studien reichten von einer neuropsychologischen Untersuchung zur Empathie bei Borderline Patienten über eine Prädiktoranalyse zum Therapieabbruch bis hin zu zwei therapeutisch orientierten Studien – einem Programm für psychisch kranke Eltern und einer Neurofeedback-Intervention. Die Beiträge der vier Fellowship-Bewerber/-innen waren auf hohem Niveau und wurden sehr überzeugend präsentiert und diskutiert. Den Ausschlag für die Entscheidung der Jury gab am Ende der thematische Schwerpunkt des Preises: die klinische Relevanz und Anwendbarkeit der Ergebnisse. Allerdings lagen zwei der Bewerber absolut gleichauf, was dazu führte, dass die Gesellschaft zur Erforschung Persönlichkeitsstörungen entschied, in diesem Jahr die Fellowship zweimal zu vergeben, wobei das zweite Preisgeld von € 5.000 von der GePs beigesteuert wurde. Ausgezeichnet wurden die beiden therapeutischen Studien. In beiden Fällen handelt es sich um proof-of-principle Studien, die die notwendigen Hinweise auf die Wirksamkeit der untersuchten Intervention ergaben und nun in großangelegten randomisiert-kontrollierten Studien evaluiert werden sollen.

Die erste Fellowship ging an Frau Dr. Jana Volkert, Psychologin am Institut für psychosoziale Prävention der Universität Heidelberg. In ihrer Arbeit mit dem Titel Adaptation und Pilottestung eines Mentalisierungsbasierten Kompetenztrainings für Eltern mit psychischen Erkrankungen entwickelte sie zunächst auf dem Boden des Konzepts der Mentalisierungsbasierten Therapie (MBT) eine Intervention, die dann an einer Stichprobe von Elternteilen mit psychischer Erkrankung insbesondere Borderline Persönlichkeitsstörung, erprobt wurde und sich als hilfreich erwies.

Die zweite wurde Dr. Christian Paret, Psychologe aus der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, verliehen. In seiner Arbeit mit dem Titel Training der Selbstregulation bei Borderline: Kann affektive Instabilität mit Neurofeedback verändert werden? Kam ein hochinteressanter innovativer Ansatz zur Erprobung. Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörung wurden im fMRT mit angstauslösenden Bildern konfrontiert. Zugleich wurde ihnen die Aktivität ihrer Amygdala optisch auf einer Art „Thermometer“ präsentiert. Die Patienten übten, diese Amygdalaaktivität herunter zu regulieren, was ihnen nachweislich gelang. Die Methode könnte in Zukunft als eine add-on Behandlung zu den etablierten psychotherapeutischen Verfahren zur Behandlung der BPS eingesetzt werden.

Frau Dr. Vokert und Herr Dr. Paret erhalten mit der Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2018 die Chance zu einem Aufenthalt in einer internationalen Forschungseinrichtung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen.

Die mit 5.000,- € dotierte Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen wird zweckgebunden für einen Aufenthalt in einer international renommierten Forschungseinrichtung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen vergeben. Frühere Preisträgerinnen waren bei Prof. Otto F. Kernberg am Personality Disorders Institute der Cornell University New York sowie bei Prof. Mary C. Zanarini am McLean Hospital in Belmont, das der Harvard University in Boston assoziiert ist, zu Gast und haben wichtige Impulse für ihre eigene Forschung mit nach Hause gebracht.

Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2018

Der Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2018 ging an Herrn Dr. rer. nat. Michael Schönenberg, Psychologe und Verhaltenstherapeut im Arbeitsbereich Klinische Psychologie des Fachbereichs Psychologie an der Universität Tübingen. Er wurde für seinen Beitrag zum Thema Soziale Kognition, moralisches Denken und soziales Verhalten bei Straftätern mit dissozialer Persönlichkeitsstörung ausgezeichnet, der sich aus drei hochkarätig publizierten Arbeiten zusammensetzt. In seinen Arbeiten hat sich Dr. Schönenberg mit Defiziten und Verzerrungen in der Wahrnehmung und Verarbeitung von sozialen Reizen und deren Bedeutung für die Entstehung und Aufrechterhaltung von dissozialem und gewalttätigem Verhalten bei Straftätern mit dissozialer Persönlichkeitsstörung beschäftigt. Die Untersuchungen geben Aufschluss darüber, dass spezifische Wahrnehmungsverzerrungen und Missinterpretationen, wie beispielsweise die emotionaler Gesichter, negative und aggressive Reaktionen begünstigen können. In einem Vortrag stellte der Preisträger, Herr Dr. rer. nat. Michael Schönenberg, seine Arbeiten vor und nahm den Preis von Prof. Dr. Stephan Doering und Dr. Birger Dulz entgegen.

Das Preisgeld ist für weitere Forschungsprojekte im Bereich der Persönlichkeitsstörungen vorgesehen.

Preis und Jury

Die Preisjury bestand aus Prof. Dr. Stephan Doering (Juryvorsitzender), Prof. Dr. Anna Buchheim, Prof. Dr. Sven Olaf Hoffmann und Dr. Birger Dulz (Präsident der GePs) sowie beratend Prof. Dr. Matthias Nagel (für die Asklepios Kliniken Hamburg GmbH).

Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 15.000,- € wird jährlich von den Asklepios Kliniken Hamburg GmbH gestiftet und von der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs) vergeben. Die Verleihung der Auszeichnungen erfolgt für wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Persönlichkeitsstörungen, die den Schwerpunkt auf den klinischen Bezug der Untersuchung legen.