Beim 16. Hamburger Symposium Persönlichkeitsstörungen wurden am 7. September 2019 der Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen und die Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen verliehen. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 15.000,- € wird jährlich von den Asklepios Kliniken Hamburg GmbH gestiftet und von der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs) vergeben.

Die Preisträger

Preiträger und Jury Hamburg-Preis Persönlichkeitsstörungen

Von links: Prof. Dr. Stephan Doering (Vorsitzender der Jury), Johanna Hepp, M.Sc. (ausgezeichnet mit der Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2019), PD Dr. Nikolaus Kleindienst (ausgezeichnet mit dem Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2019) und Dr. Birger Dulz (Präsident der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen, GePs e.V.). (Foto: GePs)

Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2018

Die mit 5.000,- € dotierte Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen wird zweckgebunden für einen Aufenthalt in einer international renommierten Forschungseinrichtung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen vergeben. Frühere Preisträgerinnen waren an den verschiedensten Orten zwischen den USA und Israel, z.B. bei Prof. Otto F. Kernberg am Personality Disorders Institute der Cornell University New York oder bei Prof. Arnoud Arntz an der Universität Amsterdam, zu Gast und haben wichtige Impulse für ihre eigene Forschung mit nach Hause gebracht.

Im Jahr 2019 wurden fünf junge Forscherinnen und Forscher aus Deutschland und der Österreich zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse nach Hamburg eingeladen. Die Themen der Studien reichten von einer diagnostischen Untersuchungen (unter anderem zur Liebesfähigkeit) über neuropsychologische Fragestellungen sowie der Verarbeitung von Gewalterfahrungen bis hin zu Gegenübertragungsaspekten in der Borderline-Therapie. Die Beiträge der fünf Fellowship-Bewerber/-innen waren anspruchsvoll und professionell vorgetragen – mit überzeugenden Präsentationen und Diskussionen.

Eine Bewerberin überzeugte die Jury jedoch besonders durch ihre kreative Studie, die sie mit großer Souveränität vorstellte. Frau Johanna Hepp, MSc ist Psychologin und PhD-Studentin in der AG Emotionsregulation und soziale Kognition an der Uniklinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim. Ihre Arbeit mit dem Titel »Der erste Eindruck zählt: Personen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung werden negativer wahrgenommen als psychisch Gesunde« fokussierte in einem interessanten und innovativen Design die Reaktion des Gegenübers von Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS). Beobachter sahen kurze Videosequenzen von Menschen mit und ohne BPS, die in standardisierter Weise über ihre persönlichen Vorlieben und Interessen sprachen. Ohne überhaupt von Patienten bzw. Diagnosen zu wissen, beurteilten die Beobachter die BPS-Patienten als weniger sympathisch und vertrauenswürdig. Dieses Ergebnis wirft einmal mehr die Frage auf, was BPS-Patienten unbewusst bzw. implizit und nonverbal kommunizieren, das von Beginn an bei potenziellen Beziehungspartnern negative Reaktionen hervorruft. Zudem wird deutlich, als wie zentral in jeder Borderline-Therapie das Beziehungsverhalten einzustufen ist.
Frau Hepp erhält mit der Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2019 die Chance zu einem Aufenthalt in einer internationalen Forschungseinrichtung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen.

Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2018

Der Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2019 ging an Herrn PD Dr. Nikolaus Kleindienst, der aus derselben Klinik stammt wie die Fellowship-Preisträgerin (ein Novum bei den Hamburger Preisen). Dr. Kleindienst ist (auch dies ein Novum) weder Arzt noch Psychologe, sondern Biometriker mit einer Habilitation für die Experimentelle Psychiatrie. Er ist stellvertretender Leiter der AG Therapieforschung an der Mannheimer Klinik und damit Teil einer enorm produktiven Gruppe.

Er wurde für seine Arbeit »Treating PTSD related to childhood-abuse in women with Borderline Personality Disorder. Results from a Randomized Controlled Trial« ausgezeichnet. Bei dieser brandneuen, bislang noch nicht veröffentlichten Studie handelt es sich um eine multizentrische randomisiert-kontrollierte Untersuchung zur Wirksamkeit der Dialektisch-behavioralen Therapie für Patienten mit BPS und Posttraumatischer Belastungsstörung (DBT-PTSD). 93 Patientinnen erhielten entweder DBT-PTSD oder sog. Cognitive Processing Therapy (CPT), eine als wirksam belegte Verhaltenstherapie für Patientinnen mit der genannten Störungskombination. Es zeigte sich, dass nach Ende der 15-monatigen Behandlungsphase die DBT-PTSD der Kontrollbedingung signifikant überlegen war. Damit haben Dr. Kleindienst und seine Kollegen einen wichtigen und klinisch hochrelevanten Beitrag zur Versorgung einer besonders belasteten Teilgruppe von BPS-Patienten geliefert.

In einem Vortrag stellte der Preisträger, Herr PD Dr. Nikolaus Kleindienst, seine Arbeit vor und nahm das Preisgeld von 10.000,- € von Prof. Dr. Matthias Nagel, Chefarzt der Psychiatrie Wandsbek – Asklepios Klinik Nord in Hamburg, entgegen. Das Preisgeld ist für weitere Forschungsprojekte im Bereich der Persönlichkeitsstörungen vorgesehen.

Preis und Jury

Die Preisjury bestand aus Prof. Dr. Stephan Doering (Juryvorsitzender), Prof. Dr. Anna Buchheim, Prof. Dr. Babette Renneberg und Dr. Birger Dulz (Präsident der GePs) sowie beratend Prof. Dr. Matthias Nagel (für die Asklepios Kliniken Hamburg GmbH).

Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 15.000,- € wird jährlich von den Asklepios Kliniken Hamburg GmbH gestiftet und von der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs) vergeben. Die Verleihung der Auszeichnungen erfolgt für wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Persönlichkeitsstörungen, die den Schwerpunkt auf den klinischen Bezug der Untersuchung legen.

Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Doering
Juryvorsitzender und Sprecher des Fachausschusses Forschung der GePs